28. Juni 2019.

Überregionales Finale in Frankfurt am 27. Juni 2019: nahezu makellos

von k.leibfried

Mit dem überregionalen Finale des großen Diktatwettbewerbs im Frankfurter Goethe-Gymnasium findet ein erfolgreiches Rechtschreibjahr seinen Abschluss. Den Gesamtsieg im Finale des großen Diktatwettbewerbs teilen sich in diesem Jahr Antigone Akgün und Dr. Monika Großpietsch. Die Teilnehmerinnen aus den Kategorien "Hochschule" sowie "Freie Schreiber" machten jeweils nur einen Fehler und waren damit mit Abstand die Führenden im Gesamtklassement.

Das überregionale Finale bestritten am gestrigen Donnerstag, 27. Juni 2019, insgesamt 186 Eltern, Lehrkräfte, Oberstufenschüler sowie Teilnehmer aus den Kategorien "Hochschule" und "Freie Schreiber", darunter auch ein Team der Industrie- und Handelskammer. Der 183 Wörter lange Text, der sich thematisch zwischen einem folgenschweren digitalen Missverständnis und dem Grundgesetz bewegte, umfasste 64 sprachliche Hürden – wie etwa die richtige Schreibweise von "blaublümerant" oder "Pennäler". Die durchschnittliche Fehlerzahl lag bei 17,9 Fehlern, im Vorjahr betrug sie 17,6 Fehler. Unter den Gästen des Abends war unter anderem Bastian Sick. Der Bestsellerautor zahlreicher Bücher über die Eigenheiten der deutschen Sprache schrieb das Diktat selbst mit und unterhielt im Anschluss das Publikum mit einem Sprachquiz.

Die beiden Siegerinnen Antigone Akgün und Dr. Monika Großpietsch meisterten mit Bravour zahlreiche sprachliche Hürden und komplizierte Sätze, wie beispielsweise: "Dabei sollte ein jeder nichtsdestoweniger gut achtgeben, dass kein Einziger seiner Physiognomie wegen verhohnepipelt wird." In der Kategorie "Schüler" schnitten mit jeweils nur neun Fehlern gleich vier Teilnehmer am besten ab: Hanna Wilk von der Brechtschule aus Hamburg teilte sich den ersten Platz mit Schülern dreier Frankfurter Schulen – mit Lea Paul und Michelle Schleimer vom Goethe-Gymnasium sowie Abel Muñoz Röcken vom Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, der bereits bei Frankfurt schreibt! in diesem Jahr gewonnen hat. Unter den Eltern erzielte Agnes Fink-von Hoff von der Edith-Stein-Schule aus Darmstadt mit vier Fehlern den ersten Platz. Mit nur drei Fehlern holte sich die Hamburgerin Tine Koch vom Gymnasium Othmarschen den Sieg in der Kategorie „Lehrer“.

"Zu unserer Sprachkultur gehört nicht nur das flüssige Lesen, sondern auch das korrekte Schreiben. Mit Sprachbildungsprojekten wie dem großen Diktatwettbewerb wollen wir Anreize dafür schaffen, sich dessen bewusst zu werden und die eigenen Rechtschreibkenntnisse noch weiter auszubauen", so Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Ausweitung des Programms

Eine Neuerung in den vergangenen Monaten ist die Ausweitung des Rechtschreibtrainings auf Grundschulen. Über den Verlauf des vierten Schuljahres wiederholen, vertiefen und trainieren Schüler im Projekt Die Grundschule schreibt! in fünf Lernmodulen zu Themen wie Konsonantenverdopplung oder Groß- und Kleinschreibung das in der Grundschule Gelernte. Das Konzept wurde im Schuljahr 2018/2019 gemeinsam mit Prof. Ulrich Mehlem und Dr. Irene Corvacho del Toro von der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Liebfrauenschule und der Textorschule erstmalig erprobt.

An der Frankfurter Anne-Frank-Schule fand am 14. Juni 2019 erstmalig Die Mittelstufe schreibt! statt. Gesucht wurden die besten Rechtschreiberinnen und Rechtschreiber der 8. und 9. Klassen. Gemeinsam mit der Goethe-Universität und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat sich die Realschule auf den Weg gemacht, um der Rechtschreibung im Unterricht noch mehr Zeit zu widmen. In enger Zusammenarbeit mit Dr. Irene Corvacho del Toro von der Goethe-Universität wurden Rechtschreibmaterialien zu 13 Themenfeldern für unterschiedliche Klassenstufen entwickelt und erprobt. Der gesamte Fachbereich Deutsch nahm an dem Projekt teil. Seit zwei Jahren widmen die Deutschlehrer explizit eine Stunde pro Woche der Rechtschreibung und arbeiten mit den entwickelten Übungen. Beim finalen Wettbewerb kam es dann auch zu einer Besonderheit: Erstmalig konnte ein Diktat mit null Fehlern bewertet werden.

Der große Diktatwettbewerb, der im Schuljahr 2011/12 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft initiiert wurde und inzwischen an zahlreichen Standorten in Deutschland stattfindet, ist eines von mehreren aufeinander aufbauenden Projekten, mit der die Frankfurter Bildungsstiftung die Beherrschung und auch die Wertschätzung der Bildungssprache Deutsch fördert. 

Eine Gewinnerübersicht sowie Impressionen der Veranstaltung sind an dieser Stelle zu finden.

Die beiden stolzen Gewinnerinnen: Antigone Akgün (links) und Dr. Monika Großpietsch.

Das Diktat des Finales

Nachricht zum Aufregen

Wenngleich ich mich beileibe akribisch mit rhetorischen Mitteln präpariert hatte, war mir recht blaublümerant zumute/zu Mute. Wie eine Landpomeranze stakste ich angsterfüllt durch die Aula im Souterrain des Gymnasialtrakts. Ich hätte präferiert, mich im Ganzen in nichts aufzulösen. Mit karminrotem Antlitz trotz des Gesichts-Make-ups startete ich mein enthusiastisches Plädoyer vor dem Schülerkomitee:

"Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, über das riesig große Wirrsal von Montagnachmittag in unserem Chat kann ich nicht hinwegsehen. Jede und jeder Einzelne hat mitbekommen, wie ein Pennäler gepiesackt wurde, einen Elefantenkörper zu haben. Dieses infame Durch-den-Fleischwolf-Drehen ist das Hinterletzte. Vielleicht tituliert sich der Tunichtgut in lichtarmen Spelunken als fiese Flitzpiepe. Unsereiner nicht! Das deutsche Grundgesetz gestattet auch nach siebzigjährigem Bestehen freie Meinungsäußerung. Dabei sollte ein jeder nichtsdestoweniger gut achtgeben, dass kein Einziger seiner Physiognomie wegen verhohnepipelt wird. Zuwiderhandlungen verstoßen immens gegen das in ebendieser Verfassung subsumierte Diskriminierungsverbot."

Als man mir freiheraus Bejahungen entgegengrölte, poppte in der App auf: "Du hast absolut recht! Statt reumütig den Gang nach Canossa anzutreten, möchte ich richtigstellen: Ich meinte einen eleganten Körper – keinen Elefantenkörper. Ich fühle mich vom Algorithmus der Autokorrektur triftig gelackmeiert!"